75 Jahre DBJR - Über uns und unsere Geschichte.
75 bewegende und bewegte Jahre des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR) – dazu haben wir Ereignisse, Initiativen und jugendpolitische Impulse aus der nationalen und internationalen Wirkungsgeschichte des DBJR zusammengestellt. Zu bisherigen Jubiläen sind umfangreiche Reflexionen und Chroniken erschienen. Wer gerne tiefer bohren möchte, findet am Ende der Seite eine kleine Literaturliste.
1940er Jahre
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt in Deutschland die sogenannte Stunde Null. Städte und Dörfer liegen zum Teil in Trümmern, viele Wohnungen sind zerstört. Familienmitglieder starben im Krieg, wurden in Konzentrationslagern ermordet oder werden vermisst. Die deutsche Wirtschaft liegt am Boden. Viele Menschen hungern. Unterstützt durch die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion beginnt der Wiederaufbau.
Mai 1945
Wiederaufbau der Jugendstrukturen
Die Befreiung vom Nationalsozialismus ist für die deutschen Jugendverbände keine Stunde Null. In der Weimarer Republik blühte die Jugendbewegung auf. Sie entfaltete ein vielfältiges Jugendverbandsleben mit unterschiedlichen Jugendorganisationen, die im Reichsausschuss der deutschen Jugendverbände (RdDJ) vertreten waren. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die selbstständigen Jugendverbände entweder verboten und deren Mitglieder verfolgt oder sie wurden in die Hitlerjugend überführt. Andere, wie die konfessionellen Jugendverbände unter dem Dach der Kirchen, blieben mit äußerst beschränkten Aktionsmöglichkeiten geduldet.
Nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft im Mai 1945 treffen sich zunächst auf lokaler Ebene erste kleine Jugendgruppen. Jugendleiter*innen der Weimarer Jugendorganisationen beginnen mit dem Wiederaufbau der Organisationen oder der Neuorganisation – in den Dörfern und Städten, deutschlandweit in den Besatzungszonen.
1947
Auf dem Weg zum DBJR
Im Mai 1947 ergreift die Freie Deutsche Jugend (FDJ) mit einem Aufruf an alle demokratischen Jugendverbände Deutschlands die Initiative und schlägt vor, einen gesamtdeutschen Jugendring zu gründen. Im November 1947 treffen sich Vertreter*innen der großen westdeutschen Jugendverbände (Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Sozialistische Jugend Deutschlands-Die Falken (SJD-Die Falken), Evangelische Jugend (EJD), Sportjugend) und der Bündischen Jugend mit einer Delegation der FDJ zu einem Sondierungsgespräch in Altenberg. Die Wortführenden der westlichen Seite (insbesondere BDKJ und Falken) weisen das Anliegen der FDJ entschieden zurück. Sie fordern als Bedingung für weitere Gespräche die freie Betätigung anderer Jugendverbände in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und die Freilassung dort inhaftierter Jugendlicher. Das ist nicht im Sinne der FDJ. Damit ist die Entscheidung für die Gründung eines Jugendrings eingeleitet, der auf die Westzonen begrenzt sein wird.
1. bis 3. Oktober 1949
Die Gründung
Im Vorfeld der Gründungsversammlung vom 1. bis 3. Oktober 1949 in Altenberg einigen sich zentrale Akteure der Jugendorganisationen auf eine Struktur, die sowohl die Bundesverbände als auch die bestehenden Landesjugendringe vereinigt. Es ist eine Entscheidung, die bis in die Gründungsversammlung hinein zu großen Differenzen über Statusfragen und Mitwirkungsrechte führt. Eine Mehrheit stimmt schließlich für ein Stimmrecht der Landesjugendringe in den Gremien des zu gründenden Deutschen Bundesjugendrings. Die Forderung, eine Mitgliedschaft erfordere das Bekenntnis zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, lehnt die zur Gründung anwesende FDJ ab und verzichtet auf eine Mitgliedschaft. Gründungsmitglieder sind: BDKJ, EJD, SJD-Die Falken, DGB-Jugend, Sportjugend, Ring der Deutschen Pfadfinderbünde und Naturfreundejugend. Zwei weitere Bundesverbände, die DAG-Jugend und der Bund der deutschen Landjugend werden in der konstituierenden Sitzung aufgenommen, die dem Gründungsakt in Altenberg unmittelbar folgt. Damit umfasst der DBJR neun Bundesverbände. Insgesamt acht Landesjugendringe treten ebenfalls bei: Bayern, Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein; außerdem die auf dem Gebiet des späteren Bundeslandes Baden-Württemberg zu dem Zeitpunkt existierenden Landesjugendringe Baden, Südbaden, Südwürttemberg-Hohenzollern und Württemberg. Aus den Wahlen zum Vorsitz gehen die beiden exponierten Kräfte der Gründung eines bundesweiten Jugendrings hervor: Zum Vorsitzenden wird Josef Rommerskirchen (BDKJ) gewählt, sein Stellvertreter wird Erich Lindstaedt (SJD-Die Falken). Der Landesjugendring Hamburg tritt dem DBJR auf der 1. Vollversammlung Ende 1949 auf der Burg Stahleck bei.
1950er Jahre
Der Wiederaufbau ist im vollen Gange, die Wirtschaft expandiert. Noch herrscht Wohnungsnot und die meisten Menschen leben in verhältnismäßig einfachen Verhältnissen. Aber die Wirtschaftsexpansion und die anhaltende Zunahme an Arbeitsplätzen lassen den Wohlstand wachsen. Es wird vom „Wirtschaftswunder“ gesprochen. Die 1950er Jahre sind geprägt vom Rundfunk und den Anfängen des Fernsehens. Aus den Radios der jungen Bundesrepublik schallen die Hits der ersten großen Stars des Rock ´n´ Roll. In den Städten öffnen Kinos. Die Erwachsenen in der Gesellschaft schauen besorgt auf die Jugend, die nur Musik höre, rauche und tanze.
1950
Erster Bundesjugendplan
Der erste Bundesjugendplan wird am 18. Dezember 1950 verkündet. Vertreter*innen des DBJR tragen zur Entwicklung dieses Förderinstruments entscheidend bei. Der neue Bundesjugendplan sieht unter anderem die Förderung der Jugendverbände vor. Der Bundesjugendplan (seit 1993 Kinder- und Jugendplan des Bundes) bleibt bis heute ein dauernder Beratungspunkt im DBJR - mit Blick auf die finanzielle Ausstattung, die Mittelverteilung unter den Mitgliedsorganisationen sowie die Richtlinien und die Förderbereiche.
Auszug Rede Bundeskanzler (PDF)
1951
Internationales Zeltlager Loreley
„Die Begegnung europäischer Jugend“ im Jahr 1951 sind die Anfänge der internationalen Jugendarbeit. Vom 20. Juli bis 6. September 1951 wird auf der Loreley ein internationales Jugendlager aufgeschlagen, federführend geleitet vom DBJR und dem Rat der französischen Jugendverbände. Im Sommer nehmen rund 50.000 Jugendliche, manche nur für einen Tag, aus 14 Ländern an Programmpunkten teil. Getragen vom Gedanken für Verständigung und Versöhnung wird für die Einigung Westeuropas, den europäischen Gedanken und den Ausbau des Jugendaustauschs geworben.
Mit seinem „Europa-Programm“ - beschlossen im Mai 1953 - zielt der DBJR sowohl auf die Förderung einer europäischen Bewusstseinsbildung als auch auf den Auf- und Ausbau von bilateralen Beziehungen mit anderen nationalen Jugendringen.
Grafik: Entwurf für die Zusammenkunft (Jahrbuch 40 Jahre, S. 177)
November 1951
Jugendgesetze im Fokus
Der DBJR begleitet seit Gründung intensiv die Reformbemühungen der Regierung und des Bundestages zu Jugendgesetzen. Der besondere Fokus liegt auf Grundfragen der Jugendhilfe und auf der rechtlichen Stellung der Kinder- und Jugendarbeit sowie der Förderung der Jugendverbände.
Beschluss 5. VV, November 1951 (Quelle: „DBJR Jahrbuch 1949-1979“, 1979, DBJR, Seite 38-39)
Integration Jugendlicher in den Arbeitsmarkt
In den 1950er Jahren sind die Integration von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt sowie die Vorschriften für den Schutz der Jugend in Arbeitsverhältnissen ein vorrangiges Thema. Der DBJR setzt sich schon in seiner ersten Vollversammlung für ein Jugendarbeitsschutzgesetz ein. Er fordert dies mehr als zehn Jahre massiv ein, bis es 1960 im Bundestag verabschiedet wird. Das Thema Jugend und Arbeit wird den DBJR weiter bewegen.
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Im Rahmen der 6. Vollversammlung des DBJR im Jahr 1952 in Elmstein werden mit dem Ring deutscher Pfadfinderinnenbünde, der Deutschen Wanderjugend und der Deutschen Jugend des Ostens drei weitere Verbände aufgenommen. Die Aufnahme der Deutschen Jugend des Ostens ist bedingt und wird mit einer Nachweispflicht der djo - Deutsche Jugend in Europa im Zusammenhang mit der Sudentendeutschen Jugend verknüpft. Am 25.Oktober 1952 gründet sich der Landesjugendring Baden-Württemberg, er tritt die Nachfolge der vormals vier selbständigen Jugendringe auf dem Gebiet des neu gegründeten Bundeslandes an. Während der 7. Vollversammlung im selben Jahr tritt die Jugend des Deutschen Alpenvereins bei. Im Jahr 1954 folgt der Beitritt der Deutschen Schreberjugend im Rahmen der 10. Vollversammlung in Dassel und im Jahr 1957 der Landesjugendring Saarland in der 16. Vollversammlung auf Burg Feuerstein.
1952
Wiederbewaffnung der Bundesrepublik
Mit der Westintegration der Bundesrepublik und ihrer staatlichen Souveränität geht die Einbindung ins westliche Verteidigungsbündnis NATO einher. Die von der Regierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer verfolgte Wiederbewaffnung führt zu heftigen Kontroversen im DBJR. Zwischen befürwortenden Verbänden (BDKJ) und ablehnenden (SJD-Die Falken, Naturfreunde) stehen Verbände wie die Evangelische Jugend und die Sportjugend sowie die Pfadfinder*innen, die Landjugend und andere, die sich in der Debatte nicht festlegen, weil sie beide Sichtweisen in ihren Verbänden vereinen.
Die Vollversammlung des Jahres 1952 formulierte in der Elmsteiner Erklärung, dass die Verbände in dieser Frage derart unterschiedliche Positionen haben, dass kein Konsens möglich ist.
In diesem Beirat ist später der DBJR neben Vertretern anderer gesellschaftlicher Gruppen prominent vertreten dem späteren Verteidigungsministerium einen Beirat für die Fragen der „Inneren Führung“ der westdeutschen Armee.
1953
Juventa-Verlag für Jugendschrifttum
Einflussreiche Akteure im DBJR gründen am 21. Februar 1953 den „Juventa-Verlag“ für Jugendschrifttum. Hauptpublikation ist die Zeitschrift „Deutsche Jugend – Zeitschrift für Jugendfragen“, die in enger Zusammenarbeit mit dem DBJR herausgegeben wird. Sie entwickelt sich in den folgenden Jahrzehnten zum unabhängigen Leitmedium für die Kinder- und Jugendarbeit.
Lernen aus der Geschichte
Die Jugendverbände haben den DBJR im Bewusstsein und mit der Selbstverpflichtung gegründet, gegen das Militaristische, Nationalistische und Totalitäre vorzugehen. Zur DNA des DBJR gehört das konsequente Eintreten gegen Rechtsextremismus und für die freiheitliche, soziale Demokratie.
Dieser Anspruch zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des DBJR. Lernen aus der Geschichte ist ein jugendpolitischer und pädagogischer Konsens und dauerhafter Schwerpunkt.
Stellungnahme zu den Soldatenbünden, Jahrbuch 30 Jahre (pdf)
Forderung an die Lehrerverbände, 14. VV Mai 1955 (pdf)
1953
DBJR-Aufruf zur Bundestagswahl
Zur zweiten Bundestagswahl formuliert der DBJR einen Brief an alle Wähler*innen und tut kund, was sich die Jugendverbandlerinnen vornehmen:
- Wir wollen die Programme der Parteien kennenlernen und vor allem wissen, wes Geistes Kind die Kandidaten sind, die wir wählen sollen.
- Wir wollen dafür sorgen, dass die Parteien den Wahlkampf sachlich führen.
- Wir wollen darauf achten, dass der Wahlkampf sauber ausgetragen wird.
- Wir wollen politische Vernunft beweisen.
- Wir wollen vor allem wählen.
Beteiligung von Frauen
Die wenigen Frauen in den Gremien des DBJR kämpfen bereits in den 1950er Jahren für eine stärkere Beteiligung von Frauen gegen die Männerdominanz. Elisabeth Weiser, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (AGEJD) fordert für die Satzung: „Der Vorstand besteht aus drei Personen, eine davon muss eine Frau sein“. Es braucht jedoch Jahrzehnte, bis das konsequent und satzungsrelevant umgesetzt wird.
September 1954
Notwendige Selbstverständnis-Debatten
Die Spannung zwischen verbandlicher Profilierung und dem Zusammenwirken in Jugendringen muss von allen Beteiligten stetig austariert werden. Vollversammlungen und regelmäßige Grundsatzgespräche sind ein bedeutendes Instrument des DBJR: Sie dienen dazu, Konsens über eine erfolgreiche Jugendringarbeit zu bilden sowie die sich schnell ändernden Rahmenbedingungen des Aufwachsens in der jungen Republik zu diskutieren. Ein Höhepunkt des offenen Austausches zwischen den Mitgliedsverbänden ist das Grundsatzgespräch im September 1954 auf der Jugendburg Fürsteneck über Jugendpflege und Jugendverbandsarbeit.
1954
Institut für Jugendfragen
Im Jahr 1954 fordert der DBJR die Einrichtung eines Instituts für Jugendfragen, das systematisch Daten zu jugendlichen Lebens- und Denkweisen erhebt. Es soll die Jugendgesetzgebung unterstützen und die Entwicklung von jugendunterstützenden Hilfen begleiten. Es dauert, bis im Jahr 1961 der Bundestag den Beschluss für das Deutsche Jugendinstitut (DJI) fasst, das ab 1963 in München sowohl das Bonner Studienbüro für Jugendfragen als auch das in München beheimatete Deutsche Jugendarchiv zusammenführt.
1955
Einzug der Geschäftsstelle ins HdJ
Die Geschäftsstelle des DBJR wird am 15. November 1955 von Köln in das neu errichtete „Haus der Jugendarbeit“ (HdJ) an den Regierungssitz in Bonn verlegt.
März 1955
Deutsch-deutsche Jugendbeziehungen
Nach dem Abbruch der Gespräche mit der FDJ im Oktober 1949 und der Weigerung der DDR-Staatsführung sowie der FDJ, anderen Jugendorganisationen eine Betätigung in der DDR zu ermöglichen, kommt es dennoch im März 1955 zu einem Gespräch zwischen DBJR und einer Delegation der FDJ in Bonn-Bad Godesberg. Als Bedingung für Kooperationen fordert der DBJR nach wie vor die Freilassung aller politisch inhaftierten Jugendlichen in der DDR, die freie Betätigung von Jugendorganisationen und den freien Vertrieb von Jugendzeitschriften. Das Gespräch wird ohne Ergebnis abgebrochen. Eine „Eiszeit“ zwischen DBJR und FDJ beginnt.
Grafik: Entschließung 1. VV, 40 Jahre, S.153 ff
1956
World Assembly of Youth
Mit der Mitgliedschaft des DBJR als Teil des Deutschen Nationalionalkomitees in der World Assembly of Youth (WAY, gegründet im Jahr 1949) werden ab August 1954 verstärkt bilaterale Beziehungen zu außereuropäischen Jugendstrukturen in Nordafrika und Asien aufgebaut. Schon im Jahr 1956 richtet der DBJR die 6. Ratsversammlung der WAY in Berlin aus.
Das im Jahr 1953 vom DBJR und dem Ring politischer Jugend formal gegründete Deutsche Nationalkomitee in der World Assembly of Youth wird im Jahr 1965 in Deutsches Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit (DNK) umbenannt. Im Jahr 2004 wird die Deutsche Sportjugend Mitglied im DNK.
WAY verliert wegen einer unklaren Finanzierung in den 1960er Jahren an Bedeutung - auch für die Jugendstrukturen in Deutschland. Der Versuch der europäischen Jugendringe, WAY in den 1990er Jahren politisch zu reaktivieren, scheitert. WAY existiert noch, ist aber ohne Unterstützung aus Europa und aus anderen Kontinenten keine ernsthafte Interessenvertretung mehr.
1960er Jahre
Die 1960er Jahre gelten als Jahrzehnt der Veränderung und des Aufbruchs. Der Kalte Krieg prägt die internationale Politik. Markante Ereignisse sind unter anderem der Bau der Berliner Mauer, die Mondlandung, die Kubakrise, das Attentat auf John F. Kennedy sowie der Vietnamkrieg und die Proteste dagegen. Zur populären Rockmusik gesellt sich die aufkommende Hippie-Bewegung.
In Deutschland kämpft die 68er-Bewegung für gesellschaftliche Reformen und einen besseren Zugang zu Bildung. Die Frauenbewegung fordert Emanzipation und Gleichberechtigung. Die Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg auf einer Demonstration im Juni 1967 führt zu monatelangen Unruhen in Westdeutschland.
1960
Jugendstrukturen in Afrika und Asien
Bereits in den 1950er Jahren gibt es erste gemeinsame Programme mit Ländern in Nordafrika (Algerien) und Asien (Indien, Bangladesch). In den Folgejahren werden zahlreiche Staaten unabhängig. Der DBJR sucht erfolgreich den Kontakt zu den neu entstandenen Jugendstrukturen. Ein erstes Deutsch-Afrikanisches Jugendleiter*innen-Treffen wird im Jahr 1960 organisiert. Der DBJR ist zudem Gründungsmitglied im Arbeitskreis „Lernen und Helfen in Übersee“, der wiederum den Deutschen Entwicklungsdienst mitgründet.
1961
Eichmann-Prozess
Die 23. Vollversammlung im Jahr 1961 beschließt, eine Delegation als Beobachtende am Adolf Eichmann Prozess in Jerusalem zu entsenden. Sechs Personen berichten vom Prozess, um „die Jugend unseres Landes gegen jeden Totalitarismus immun zu machen und die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung im demokratischen Leben unseres Volkes zu stärken“.
Grafik: Entschließung VV März 1961 zur Entsendung einer Delegation von Jugendschriftleitern
1963
Erklärung von Sankt Martin
Die veränderten Rahmenbedingungen des Aufwachsens junger Menschen und die Diskussionen darüber, ob Jugendverbände in der Lage sind, darauf angemessen zu reagieren, findet mit dem Grundsatzgespräch im pfälzischen Sankt Martin 1963 einen vorläufigen Abschluss. Die Erklärung von Sankt Martin wird in den Sozialwissenschaften als Neuausrichtung der Jugendverbände auf die gesellschaftlichen Herausforderungen und als Abschied von der Jugendbewegung der 1920er Jahre betrachtet.
1963
Gründung des Europäischen Jugendrates
Der „Council of European National Youth Committees“ (CENYC) wird in London nach längerer Vorbereitungszeit gegründet. Man einigt sich darauf, dass CENYC organisatorisch unabhängig ist, jedoch WAY in allen europäischen Fragen berät. CENYC bleibt in den Folgejahren die zentrale Struktur der Zusammenarbeit der Jugendringe in Westeuropa, seit 1989 auch der Jugendringe in Zentral- und Osteuropa. Im Rahmen der Gründung des Europäischen Jugendforums wird CENYC aufgelöst. Im Zusammenhang mit der Gründung von CENYC wird 1963 das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit (DNK) als deutsches Mitglied in CENYC vom DBJR und vom Ring politischer Jugend RPJ gegründet.
1963
Gründung Deutsch-Französisches Jugendwerk
Für den DBJR und seinen französischen Partner CNAJEP (Comité pour les relations nationales et internationales des associations de jeunesse et d’éducation populaire) ist das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) seit seiner Gründung ein wichtiger Partner. Die Arbeit des DFJW wird kritisch begleitet, unter anderem durch Mitarbeit in den Gremien. Im Jahr 1978 zieht der DBJR in einer Themenausgabe der Zeitschrift Jugendpolitik Bilanz der ersten 15 Jahre: Sie fällt ernüchternd aus. Die von beiden Parlamenten im Jahr 2006 angestoßene Reform schwächt zusätzlich die Rolle von Jugendorganisationen mit ihren Themen im DFJW.
Streitgespräch 15 Jahre DFJW – wie ist die Bilanz (Ausgabe Jugendpolitik 3/1978) ?
1964
Aufbau von Kontakten zu osteuropäischen Staaten
Bis ins Jahr 1964 gibt es in Absprache mit den Mitgliedsorganisationen keine eigenen Initiativen zum Aufbau von Kontakten mit Jugendstrukturen in Osteuropa. In der Remscheider Erklärung spricht sich der DBJR erstmals für den Aufbau von Jugendkontakten zu osteuropäischen Staaten aus. In der Folge gibt es Gespräche und Veranstaltungen mit den dortigen sozialistischen Jugendorganisationen. Das erste Abkommen mit dem Komitee der Jugendorganisationen der UdSSR (KMO) wird im Jahr 1980 unterzeichnet - in den Folgejahren mit den Jugendstrukturen etwa in Polen, Rumänien und Ungarn.
1965
Israel-Erklärung
Im Jahr 1965 veröffentlicht der DBJR eine Erklärung zur Neuorientierung der Israel-Politik der Bundesregierung.
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Im Rahmen der 27. Vollversammlung in Kassel tritt im Jahr 1960 die Solidaritätsjugend im RKB (Rad- und Kraftverbund) bei. Während der 32. Vollversammlung in Nürnberg im Jahr 1966 und der 33. Vollversammlung in Bremen werden die Deutsche Beamtenbundjugend und das Deutsche Jugendrotkreuz aufgenommen. Im Jahr 1967 wird der Arbeitskreis zentraler Jugendverbände während der 34. Vollversammlung in Duisburg Anschlussverband.
1968
Weltfestspiele der Jugend
Auf multilateralem Parkett begegnet der DBJR mehrfach der FDJ, zum Beispiel bei den 9. Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1968 in Sofia. Wie an anderen Orten kommt es dort zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen DBJR und FDJ, die deutsch-deutschen Beziehungen bleiben angespannt.
Mehr Demokratie wagen
Der DBJR sympathisiert mit den politischen Forderungen der „68er-Bewegung“, distanziert sich zugleich von gewalttätigen Aktionsformen der Studierenden und der Staatsmacht. Die Forderungen nach Demokratisierung und mehr Basisdemokratie in der Gesellschaft (Willy Brandt: Mehr Demokratie wagen) sowie die wachsende Kritik an Jugendverbänden als verknöcherte, exklusive Funktionärskreise, veranlasst den DBJR, neue Beteiligungsformate zu erproben. Am 9. Juni 1968 veranstaltet der DBJR in Frankfurt am Main einen Jugenddelegiertentag mit über 1.000 Jugendlichen aus den Mitgliedsverbänden zum Thema „Denken und Handeln für den Frieden“. Die 35. Vollversammlung fordert im November 1968 die Senkung des Wahlalters von 21 auf 18 Jahre.
September 1969
Memorandum für ein europäisches Jugendwerk
Seit der 1960er Jahre setzt sich der DBJR für eine Stärkung des Europarats ein und wirbt am 4. September 1969 mit einem Memorandum für ein Europäisches Jugendwerk. Mittel für den bilateralen Jugendaustausch stehen zwar zum Teil zur Verfügung (seit 1961 mit den Niederlanden, seit 1963 mit Frankreich, seit 1966 mit Belgien und Großbritannien), es fehlt aber ein einheitliches Fördersystem für multilateralen Austausch. Das Europäische Jugendwerk und das Europäische Jugendzentrum in Straßburg werden 1972 als Motor für die verstärkte Kooperation der europäischen Jugendstrukturen gegründet. Wichtiger politischer Unterstützer ist der ehemalige DBJR-Geschäftsführer Heinz Westphal in seiner neuen Funktion als Staatssekretär im zuständigen Jugendministerium.
Mit seinem CO-Management ist der Europarat im Jugendbereich beispielhaft für eine Einbeziehung von Jugendlichen an Entscheidungen, etwa im Advisory Council on Youth. Der Europarat behält für den DBJR seine Bedeutung, besonders nach 1989 mit den politischen Umbrüchen in Europa und mit dem Krieg in der Ukraine ab 2022.
1969
Sportjugend verlässt den DBJR
Die gesellschaftspolitischen Umbrüche führen innerhalb des DBJR zu großen Konflikten über den politischen Standort, über Beteiligungsstrukturen, Machtverteilung und Finanzen. Die Konflikte gipfeln in der Sondervollversammlung am 29. Mai 1969, bei der sich die Sportjugend mit ihren Forderungen nach einer größeren Repräsentanz in DBJR-Gremien und mit einem größeren Anteil an den Fördermitteln nicht durchsetzen kann. Zugleich missfällt ihr die zunehmende Politisierung des DBJR. Sie erklärt am 23. Juni 1969 ihren Austritt aus dem DBJR.
Grafik: Telegramm DSJ, 23.06.1969 (PDF)
Grafik: Stellungsnahme des DBJR (PDF)
1970er Jahre
Ölkrise und Vietnamkrieg, Flower-Power, Umweltbewegung und feministische Emanzipation, Hausbesetzungen und Bildungsreformen – all diese Themen prägen den Zeitgeist der 1970er Jahre. Der Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt vor dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Warschau wird zum Symbolbild für einen neuen Umgang mit der deutschen Geschichte.
Der Terrorismus der RAF treibt die Bundesrepublik in den Ausnahmezustand. Hippies und Punks hinterfragen gesellschaftliche Konventionen und grenzen sich nicht nur durch provokante Kleidung und Haarmode von der Generation ihrer Eltern ab. Gegen Ende der 1970er Jahre erobert das Disco-Fieber die junge Generation.
1970
Erster Delegationsbesuch des Israelischen Jugendrings
Im Jahr 1970 wird der erste offizielle Besuch einer Delegation des Israelischen Jugendrings in Deutschland organisiert. In den Vorjahren gibt es regelmäßig Gespräche.
1971
Positionen in der Mädchen- und Frauenpolitik
Mädchen- und Frauenpolitik hat es in den 1970er Jahren weiter schwer in den stark männerdominierten DBJR-Gremien. Das Engagement einzelner Verbandsvertreterinnen führt dennoch dazu, dass sich die Vollversammlung 1971 zum §218 positioniert.
1975
Die Zeitschrift Jugendpolitik
Im Jahr 1975 wird zum ersten Mal die Zeitschrift Jugendpolitik herausgegeben. Sie thematisiert jugendpolitische und gesellschaftspolitische Entwicklungen sowie die entsprechenden Aktivitäten der Jugendverbände und des DBJR. Drei Ausgaben pro Jahr erscheinen mit einer Auflage von rund 4.000 Exemplaren.
1976
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Im Rahmen der 43. Vollversammlung in Hamburg tritt im Jahr 1973 der Bund Demokratischer Jugend dem DBJR bei. Die Jungen Europäischen Föderalisten werden im Jahr 1976 während der 48. Vollversammlung in Frankfurt Anschlussverband.
1977
Atomkraft und Anti-AKW-Bewegung
Mit den Planungen für das Atomkraft Wyhl am pfälzischen Kaiserstuhl wächst die kritische Haltung der Bevölkerung zum Ausbau der Atomkraft. Die Protestbewegung erreicht im Jahr 1977 den Stopp des Projekts. Das ist gleichzeitig das Signal für eine wachsende bundesweite Anti-AKW-Bewegung. Im Jahr 1977 veranstaltet der DBJR mit dem für Atomkraft zuständigen Bundesminister für Forschung und Technologie im Rahmen eines Bürgerdialogs einen Fachtag, die Vertreter*innen der Jugendverbände bringen ihre kritisch-ablehnende Haltung zum Ausdruck.
Raue Zeiten für Jugendverbände
In den gesellschaftlichen Auf- und Umbrüchen Ende der 1960er Jahre sehen sich der DBJR und seine Mitgliedsorganisationen zunehmend unter Legitimationsdruck. Die Selbsthilfe- und Initiativbewegung entsteht. Neue jugendliche Gesellungsformen und Bürgerinitiativen machen den Jugendverbänden in Politik und Öffentlichkeit den Rang selbstorganisierter Interessenvertretung streitig. In den 1970er Jahren wächst die Kritik an Jugendverbänden und geht einher mit einem Bedeutungsverlust in der Politik. Die finanzielle Ausstattung stagniert - insbesondere nach der geistig-moralischen Wende durch die Übernahme der Regierungsverantwortung der CDU/CSU mit der FDP unter Bundeskanzler Helmut Kohl in den 1980er Jahren.
Gleichzeitig wächst die Bedeutung von Jugendarbeit in den Sozialwissenschaften weiter. Bedeutende Grundsatzwerke über Jugend- und Jugendverbandsarbeit entstehen. Sie münden in den 1980er Jahren im mit dem DBJR gemeinsam erarbeiteten „Handbuch Jugendverbände“.
1977
Jugend ist arbeitslos
Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen führt der DBJR auf einen großen Mangel an Ausbildungsplätzen zurück. Die quantitativen und qualitativen Angebote zur Ausbildung dürfen aus Sicht der Jugendverbände nicht hinter wirtschaftlichen und unternehmerischen Einzelinteressen stehen. Über Notprogramme hinaus müsse der Staat strukturelle Veränderungen im beruflichen und allgemeinen Bildungssystem vornehmen. Der DBJR fordert ein Ausbildungsplatz-Fördergesetz.
1977
Solidarität mit dem südlichen Afrika
Der DBJR positioniert sich zur Situation in Zimbabwe (Rhodesien), Namibia und Südafrika und fordert die Bundesregierung auf, sich für das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung in diesen Ländern einzusetzen. Die Jugendstrukturen der dortigen Befreiungsorganisationen besuchen in den Folgejahren regelmäßig Veranstaltungen des DBJR.
1978
Deutsch-Polnisches Jugendforum
Die Versöhnung mit Osteuropa und die Ostverträge bilden die Grundlage für das 1. Deutsch-Polnische Jugendforum. Beim Forum im Mai 1978 sind sich die Vertretungen beider Länder einig, dass die Beziehungen eine historische Chance sind, Frieden zu sichern.
1978
Neue Beziehungen zur FDJ
Mit der Ost- und Entspannungspolitik der SPD/FDP-Regierungskoalition entspannt sich das Verhältnis zur FDJ langsam. In den Jahren 1975 und 1976 werden Gespräche über die zukünftigen Kontakte geführt, die im Jahr 1978 in einem gemeinsamen Kommuniqué zur Gestaltung der weiteren Beziehungen münden.
1979
Erste Wahl zum Europäischen Parlament
Der DBJR unterstützt nicht die erste Wahl zum Europäischen Parlament. Im Jahr 1978 bedauert er die Verschiebung der Wahl auf das Jahr 1979. In einer Erklärung wird betont, dass der DBJR seinen Beitrag zu einem Wahlkampf des Europäischen Parlaments leisten wird, um auf die Notwendigkeit der europäischen Zusammenarbeit sowie auf die Probleme der Jugend hinzuweisen. Seit dem Jahr 1979 veröffentlicht der DBJR regelmäßig Wahlaufrufe, organisiert Informations-Kampagnen zur Wahl und veranstaltet U18-Wahlen auch zur Europawahl. Zwischen den Wahlen werden regelmäßig Gespräche mit europäischen Abgeordneten in Brüssel geführt.
1979
Intensivierung des Austauschs mit China
Im Dezember 1979 besucht eine Delegation der Allchinesischen Jugendföderation den DBJR. Der dreiwöchige Gegenbesuch in China folgt im März 1981. Themen der Besuche sind die Lage von jungen Menschen in beiden Ländern und die Beratung, wie Kontakte zwischen Jugendorganisationen aufgebaut und unterstützt werden können.
1980er Jahre
Der Kalte Krieg prägt die Welt und Europa. Im Radio laufen New Wave und Neue Deutsche Welle. Punks und Popper markieren die Pole der verschiedenen Jugendkulturen. Die Friedensbewegung und die Ökologiebewegung sind weiterhin starke gesellschaftliche Akteure.
1980
Gesamteuropäische Jugend- und Studierendenarbeit
Im Jahr 1980 wird die Gesamteuropäische Jugendstruktur „All European Youth and Student Cooperation AEYSC“ gegründet. In ihr diskutieren und kooperieren kommunistische Jugendorganisationen aus Ost- und Westeuropa mit den westeuropäischen nationalen Jugendringen und internationalen Jugendorganisationen. Im Juli 1986 wird das Konsultativtreffen in Bonn veranstaltet, Außenminister Hans-Dietrich Genscher nimmt an der Eröffnung teil.
1980
Ökologie
Der erste Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972, die heftigen Auseinandersetzungen über die Zukunft der Atomenergie, das großflächige Waldsterben Anfang der 1980er Jahre und die Atomkatastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 schärfen das jugendverbandliche Bewusstsein für ökologische Fragen. Das DBJR-Seminar „Ökologie – neue Lebensformen und Jugendverbandsarbeit“ im Jahr 1980 kommt zum Ergebnis: Die ökologische Krise ist eine langfristige Herausforderung für die Jugendverbandsarbeit. Das Thema bleibt fortan auf der Agenda des DBJR.
Frieden und Abrüstung
Satzungsgrundlage und Selbstverständnis des DBJR ist, „militaristischen, nationalistischen, diskriminierenden und totalitären Tendenzen entgegen zu wirken und diese zu bekämpfen“. Nach Gründung der Bundeswehr engagiert sich der DBJR kontinuierlich für die Kriegsdienstverweigerung und den angemessenen Umgang mit jungen Menschen, die den Dienst in der Armee verweigern. In den 1980er Jahren wendet sich der DBJR gegen das Wettrüsten und setzt sich für Abrüstung ein. Er unterstützt die großen Friedensdemonstrationen Anfang der 1980er Jahre gegen die NATO-Nachrüstung.
1981
Gemeinsame Tagung mit dem Asiatischen Jugendrat
Im malaiischen Kuala Lumpur wird im Jahr 1981 ein gemeinsames Seminar mit Vertreter*innen asiatischer Jugendringe zum Thema „International Youth Cooperation for the next Development Dekade – present tasks and future Challenges“ organisiert.
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Die 53. Vollversammlung im Hamburg im Jahr 1981 nimmt das Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt und die Deutsche Jugendfeuerwehr auf. Zwei Jahre später tritt während der 55. Vollversammlung in Oldenburg die Jugend der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft dem DBJR bei. Die BUND-Jugend folgt in der 59. Vollversammlung im Jahr 1987 in Bremen als Anschlussverband. Ein Jahr später schließt sich die Naturschutz-Jugend im DBV im Rahmen der 60. Vollversammlung in Würzburg dem DBJR an.
1982
Deutsch-deutscher Jugendtourismus
Nach Verhandlungen über Grundsätze des Jugendaustausches unterzeichnen DBJR und FDJ im Jahr 1982 eine gemeinsame Erklärung zum deutsch-deutschen Jugendtourismus. In den folgenden Jahren gibt es diverse Kontakte, der DBJR organisiert außerdem Informationsveranstaltungen.
1982
„Junge Ausländer“
Ende der 1970er wird das Einbeziehen ausländischer Kinder- und Jugendlicher zum Arbeitsfeld von Landesjugendringen und Jugendverbänden. Der DBJR positioniert sich mehrfach zur Situation von ausländischen Kindern und Jugendlichen. Er begleitet in den 1990er Jahren die Gründung von IDA, dem Informations-, Dokumentations- und Aktionszentrum gegen Ausländerfeindlichkeit und für eine multikulturelle Zukunft, das von Jugendverbänden und den Jugendorganisationen der Parteien getragen wird.
1983
Jugendarbeitslosigkeit
Zu Beginn der 1980er Jahre steigt die Jugendarbeitslosigkeit. Fehlende Perspektiven und der Unmut über politische Entscheidungen führen zu Hausbesetzungen, Demonstrationen und Straßenkämpfen. Die Presse titelt: Eine Protestwelle erschüttert das Land. Der Bundestag setzt eine Enquetekommission „Jugendprotest im demokratischen Staat“ ein. Mehrfach positioniert sich der DBJR in dieser Zeit.
Resolution gegen Jugendarbeitslosigkeit 54. VV 1982:
1983 / 1984
Neue Medien
In seinen ersten Jahren beschäftigt sich der DBJR bereits kritisch mit Entwicklungen in der Medienlandschaft. Waren es zunächst Presse, Funk und Fernsehen, kommen Ende des Jahrhunderts die wachsende Medien-Vielfalt und die „neuen Medien“ in den Blick.
Erste DBJR-Vorsitzende | 1985
Ermutigt und unterstützt durch den 6. Jugendbericht der Bundesregierung gewinnt die Mädchen- und Frauenpolitik im DBJR-Profil und erfährt breitere Unterstützung.
Sie etabliert sich: Frauenförderung nimmt in den nächsten Jahren einen stetigen Platz auf der Agenda des DBJR ein. Erstmalig wählt die 59. Vollversammlung im Jahr 1987 eine Frau zur Vorsitzenden: Gertrud Casel vom BDKJ.
82 Titelblatt 1. Fraueninfonetz
1985
Internationales Jahr der Jugend
Zum Internationalen Jahr der Jugend 1985 fordert der DBJR von allen politisch Verantwortlichen eine deutliche Verbesserung für junge Menschen: Es geht um Berufsausbildung, Gleichstellung von Mädchen und jungen Frauen, Rücknahme der BAföG-Kürzungen, Umweltschutz, Entspannung mit dem Osten und vieles mehr.
1985
Mittelamerika-Seminar
Im März 1985 treffen sich in San Josè/Costa Rica 50 Vertreter*innen von 33 Jugendorganisationen aus den „Contadora-Staaten“ Mittelamerikas und Deutschland zum Seminar „Die politische, wirtschaftliche und soziale Lage und Situation der Jugend in Mittelamerika“
Jugendpolitische Leitsätze
Die Jugendproteste in der ersten Hälfte der 1980er Jahre, die Anti-Atomkraft- und die Friedensbewegung sowie die jugendverbandskritische Haltung der schwarz-gelben Bundesregierung (unmodern, unflexibel, verknöchert, linkslastig) machen eine Grundsatzdebatte über Jugendverbands- und Jugendringarbeit notwendig.
Die 58. Vollversammlung im Jahr 1986 verabschiedet das Grundsatzpapier „Jugendpolitische Leitsätze“
1989
Fall der Mauer
Aufmerksam begleitet der DBJR die gesellschaftlichen Umbrüche in den Ostblockstaaten und beginnt, neu entstehende Jugendstrukturen zu unterstützen. Die Delegierten der 61. Vollversammlung am 3. Oktober 1989 und die Gäste der FDJ sind dennoch erstaunt und verunsichert über die Dynamik und Breite der Massenproteste. Die Vollversammlung vermeidet zu diesem Zeitpunkt eine Positionierung.
1989
Wiedervereinigung
Die gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der DDR vor und nach dem Jahr 1989 zeigen schnell, dass es zu einer Vereinigung beider deutscher Staaten kommen wird. Das ist für die Jugendverbände und den DBJR eine kräftezehrende, konfliktreiche Herausforderung. Mit dem Demokratischen Jugendbund (DJB, Nachfolgeorganisation des Runden Tisch der Jugend) berät der DBJR die Sicherung der Jugendarbeit in Ostdeutschland, den Aufbau von Jugendverbänden und die möglichen zukünftigen gesamtdeutschen Jugendverbands- und Jugendringstrukturen. Viele Mitgliedsverbände des DBJR vereinigen sich mit Partnern im Osten Deutschlands. Die 63. Vollversammlung am 16./17. April 1991 in Bogensee beendet die Organisationsentwicklung mit der Aufnahme der fünf gegründeten Landesjugendringe und der Arbeitsgemeinschaft Neue Demokratische Jugendverbände (ANDJ); ANDJ sind die ostdeutschen Jugendorganisationen, die keinen westdeutschen Partner haben. Der Demokratische Jugendbund löst sich am 30. Juni 1991 auf.
Juni 1989
Jugend und Perestroika
Der DBJR organisiert mit seinem sowjetischen Partnerverband, dem Komitee der Jugendorganisationen der UdSSR (KMO), im Juni 1989 in Bonn eine Ausstellung über den Lebensalltag in der Sowjetunion. Anlass ist der Besuch des sowjetischen Staatspräsidenten und Generalsekretärs der KPdSU, Michail Gorbatschow, in Bonn. Die vom DBJR gestaltete Ausstellung über die Jugend in Deutschland wird im Herbst 1990 in der Sowjetunion gezeigt.
1989
Europäische Förderprogramme
Das Jahr 1989 ist das Geburtsjahr des Aktionsprogramms für junge Menschen im außerschulischen Bereich „Jugend für Europa“. Der Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft räumt der EU erstmals im Jahr 1992 formal Kompetenzen für die Förderung des Jugendaustausches und des Austausches von Jugendbetreuerinnen und Jugendbetreuern ein. Aus Jugend für Europa wird im Jahr 2000 das Programm Jugend, im Jahr 2007 Jugend in Aktion und im Jahr 2021 Erasmus+.
Zur Umsetzung wird in Deutschland das „Deutsche Büro Jugend für Europa“ bei IJAB e.V. (Fachstelle für Internationale Jugendarbeit) eingerichtet. Der DBJR begleitet in zahlreichen Positionspapieren die Förderprogramme und die Arbeit der Nationalagentur kritisch. Er macht häufig auf Fehlentwicklungen in der Förderung oder bei der Transparenz von Entscheidungen sowie auf fehlende Beteiligung von jungen Menschen aufmerksam.
Im Jahr 2022 fordert der DBJR im Positionspapier „Greening Erasmus“ mehr Nachhaltigkeit in der Förderung. (https://www.dbjr.de/artikel/erasmus-europaeisches-solidaritaetskorps-und-kreatives-europa-brauchen-mehr-als-einen-gruenen-anstrich)
1990er Jahre
Nach der Währungsunion am 1. Juli 1990 folgt am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Die Aufsehen erregendste Jugendkultur der 1990er Jahre sind die Raver.
Hip-Hop wird äußerst populär unter Jugendlichen. Die Jugend der 1990er Jahre wird zur Generation X bzw. zur Generation Golf deklariert, die Wert auf materielle Sicherheit legt und zugleich nach Individualismus strebt.
1990
Kinder- und Jugendhilfegesetz
Ein Dauerbrenner der Jugendpolitik sind die vielen gescheiterten Anläufe zur Reform der gesetzlichen Grundlagen der Jugendhilfe. Das bis zum Jahr 1990 gültige Jugendwohlfahrtsgesetz ist mit den Novellierungen der Jahre 1953 und 1961 keine ausreichende Grundlage mehr für die Entwicklungen der Jugendhilfe. Nach intensiven Beratungen verabschiedet der Bundestag am 11. Mai 1990 das „Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (KJHG)“ als Achtes Buch des Sozialgesetzbuches (SGB VIII). Der DBJR begleitet diesen Anlauf wie alle anderen intensiv mit Stellungnahmen, in denen er fordert, dass
- Kinder und Jugendliche Träger eigenständiger Rechte sein müssen,
- die Jugendarbeit eine gesetzliche Pflichtaufgabe zu sein hat und die Jugendverbände nicht benachteiligt werden,
- Kindern und Jugendlichen umfassende Mitbestimmungsrechte eingeräumt werden.
1990
Eurovisionen
Beim Fachkongress „Eurovisionen“ im Jahr 1990 in Saarbrücken ist die Bilanz: „Europa ist in Bewegung geraten“. Bisherige politische Strukturen werden infrage gestellt, neue Konzepte für eine gesamteuropäische Zusammenarbeit werden geplant und können verwirklicht werden. Für den DBJR ist es die Zeit für „Euro“-Visionen. In einem Diskussionspapier formuliert der DBJR seine Visionen hinsichtlich der Gestaltung des zukünftigen Europas mit ihren Herausforderungen für jungen Menschen.
1991
Kinderpolitik
Auf das Internationale Jahr des Kindes im Jahr 1978 reagierte der DBJR kritisch, weil er keine Verbesserung für die Situation von Kindern erwartet. Zehn Jahre später bilanzierte der DBJR entsprechend wenig Änderung. Die politischen Maßnahmen in den 1990er Jahren führen dazu, dass sich der DBJR stärker positioniert und das Politikfeld für sich profiliert.
1992
Mädchen- und Frauenpolitik in der Satzung
Das Arbeitsfeld Mädchen- und Frauenpolitik etabliert sich im jugendpolitischen Selbstverständnis des DBJR. Im Jahr 1992 wird es in der Aufgabenstellung der DBJR-Satzung verankert und mit satzungsrelevanten Anforderungen für die Zusammenarbeit versehen, etwa der Quotierung.
1992
Aufbauhilfe mittel- und osteuropäischer Jugendstrukturen
In den 1990er Jahren empfängt und entsendet der DBJR nahezu im monatlichen Rhythmus Delegationen zu den neu entstandenen Jugendringen in Zentral- und Osteuropa. Flankiert wird die Zusammenarbeit durch die Bundesregierung mit zahlreichen bilateralen Abkommen zur Förderung des Jugendaustauschs.
1992
Nachhaltige Entwicklung & Agenda 21
Die Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) von Rio de Janeiro im Jahr 1992 verabschiedet die Agenda 21. Nachhaltige Entwicklung als Konzept und deklariertes Ziel hält Einzug in die gesellschaftliche Diskussion. Die drei Säulen der Agenda 21 (Ökologie, Soziales und Ökonomie) werden Teil der Arbeit der Jugendverbände. Die Umsetzung der Agenda 21 in konkrete nationalstaatliche Maßnahmen wird gleichzeitig wachsender Gegenstand politischer Auseinandersetzung, in der die Beteiligung junger Menschen von Beginn an eine wesentliche Rolle spielt. In Kapitel 25 der Agenda 21 heißt es: „Die Einbeziehung der heutigen Jugend in umwelt- und entwicklungspolitische Entscheidungsprozesse und ihre Beteiligung an der Umsetzung von Programmen ist mitentscheiden für den langfristigen Erfolg der Agenda 21.“
Im DBJR wird Nachhaltigkeit ein Thema. Neben unterschiedlichen Beschlüssen, etwa im Jahr 1982 einer Resolution „Saurer Regen“, im Jahr 1986 die Forderung nach Stilllegung aller Atomanlagen, im Jahr 1988 die Position „Schutz der Ozonschicht über der Erdatmosphäre“ und im Jahr 1990 die Forderung nach einem Importverbot für Hölzer aus tropischen Wäldern, beschloss der DBJR bereits im Jahr 1984 eine „Resolution zur Umweltpolitik“. Im Jahr 1999 entsteht das umweltpolitische Grundsatzpapier des DBJR „Heute leben und Zukunft gestalten - Jugendverbände für eine umweltgerechte und sozialverantwortliche Entwicklung“.
1993
Grundsätze der Jugendverbandsarbeit
Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche und der schwere Aufbau von Jugendverbands-Strukturen in den östlichen Bundesländern machen eine neue Verständigung über die Grundlagen der Jugendverbandsarbeit und die Aufgabe der Jugendringe notwendig. Der DBJR erarbeitet aufwändig ein neues Grundsatzpapier zur Bedeutung von Jugendverbandsarbeit. Die Beschreibung wird im Mai 1993 im Rahmen einer Fachtagung beraten und der 66. Vollversammlung im Jahr 1993 zur Beschlussfassung vorgelegt und verabschiedet.
Ehrenamt vs. Freiwilliges Engagement
Freiwilliges Engagement ist das Schlagwort der 1990er Jahre.
Das Thema Zukunft der Arbeit, gedrängt von wachsender Arbeitslosigkeit und den finanziellen Grenzen des Sozialstaates, bestimmt zugleich die politischen Debatten. Auf der einen Seite werden die Regeln zur Förderung von Arbeitslosen verschärft (Hartz-Reformen), auf der anderen entwickeln Zukunftskommissionen Ideen für sinnstiftende Engagementformen jenseits der Erwerbsarbeit. Freiwilligenzentren entstehen, die ehrenamtlich gestützte Zivilgesellschaft kommt in den Blick. Das trifft einen Kern der Jugendverbandsarbeit. Verbände, Jugendringe und der DBJR widmen sich intensiv dem Thema mit Arbeitsmaterialien und Positionen.
1994
Rechtsanspruch und Förderung der Jugendverbandsarbeit
Die Förderung der Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit gerät zunehmend unter Druck. In der Kinder- und Jugendhilfe steigen die Kosten massiv durch den Ausbau der Kindertagesbetreuung und die wachsenden Fallzahlen in den Hilfen zur Erziehung. Dagegen sind die Ansätze für Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit marginal und werden häufig als „Verteilmasse“ betrachtet. Jugendringe und ihre Mitgliedsorganisationen kämpfen gegen die Meinung an, die Förderung seien „freiwillige Leistungen“. Die 67. Vollversammlung beschließt im Jahr 1994 ein „Memorandum zur Entwicklung der Jugendverbandsförderung Kommunen-Länder-Bund“ mit Forderungen an die unterschiedlichen politischen Ebenen zur Sicherung und Entwicklung der Jugend- und Jugendverbandsarbeit. Zehn Jahre später legt der DBJR ein Rechtsgutachten vor, das unmissverständlich zeigt: Jugendverbände sind zu fördern – als eine Pflichtleitung.
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Während der 63. Vollversammlung in Bogensee treten im Jahr 1991 die Naturschutzjugend, die Arbeitsgemeinschaft Neue Demokratische Jugendverbände und die Landesjugendringe aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen dem DBJR bei. Im Jahr 1994 wird die Arbeitsgemeinschaft Neue Demokratischen Jugendverbände, in der insgesamt fünf Jugendverbände, darunter die Deutsche Esperanto-Jugend sowie das Jugendnetzwerk Lambda vertreten sind, Anschlussmitglied. Während der 67. Vollversammlung in Erfurt im Jahr 1994 wird die Arbeiter-Samariter-Jugend Anschlussverband im DBJR. Die Deutsche Trachtenjugend wird in der 70. Vollversammlung im Jahr 1997 in Stuttgart Anschlussverband. Die BUND-Jugend wird während der 71. Vollversammlung in Dresden im Jahr 1998 als Vollmitglied aufgenommen.
1995
Jugendinformation
Im Jahr 1992 beschäftigt sich die 65. Vollversammlung mit dem Thema Jugendinformation. Sie beschließt neben einer Beschreibung der Bedeutung von Jugendinformation, ein Modellprojekt zur „Koordinierung der Jugendinformationsangebote in der Bundesrepublik Deutschland“ einzurichten. Das Projekt startet im Dezember 1995, gefördert durch die Stiftung Jugendmarke.
1995
Jugendverbände sind keine staatlichen Subunternehmen
Seit dem Untergang der DDR bläst ein neoliberaler Wind durch die Gesellschaft. Es wird nach Effizienz gefragt, öffentlich geförderte Leistungen sollen ihre Wirkung nachweisen oder werden überflüssig. Die Konzepte der „Neuen Steuerung der öffentlichen Verwaltung“ können nachhaltig negative Wirkung für die Rolle und Förderung der Jugendverbände haben. Der DBJR positioniert sich mit einem Beschluss in der 68. Vollversammlung im Jahr 1995. Er gibt Argumentationshilfen insbesondere für die örtliche Ebene: Jugendverbände dürfen sich nicht von selbstbewussten, wertorientierten, freien Trägern zu staatlichen Subunternehmern degradieren lassen.
Vom Jugendgruppenleiterausweis zur Jugendleiter*in-Card
Am 18. Januar 1999 werden die ersten Juleicas (Jugendleiter*in-Card) durch die Bundesjugendministerin, die Vorsitzende der Jugendminister*innenkonferenz der Länder und den Vorsitzenden des DBJR übergeben.
Zugleich startet die Kampagne „Hol sie Dir!“ des DBJR. Die Juleica ist Instrument für eine stärkere Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements und zugleich ein Qualifizierungsnachweis. Besonderheit und Alleinstellungsmerkmal ist, dass sie gemeinsam vom jeweiligen Jugendverband und dem zuständigen öffentlichen Träger ausgestellt wird - beide übernehmen gemeinsam Verantwortung. Die Grundlage der Juleica ist eine Vereinbarung der Obersten Landesjugendbehörden. Entwickelt wird die bundesweit einheitliche Karte durch eine Kooperation der Jugendbehörden der Länder, des Bundesjugendministeriums und des DBJR - angestoßen durch einen Beschluss der Vollversammlung im Jahr 1996.
Die Juleica ist ein Erfolgsmodell: Die Länder haben ihr Bekenntnis zu Juleica mehrmals durch Aktualisierung ihrer entsprechenden Vereinbarung erneuert, zuletzt im Jahr 2023. Trotz coronabedingtem Einbruch werden jährlich rund 35.000 Karten mit einer Gültigkeit von drei Jahren neu ausgestellt. Rund 105.000 Ehrenamtliche sind aktuell mit einer gültigen Juleica unterwegs.
1996
Deutsch-Tschechisches Jugendtreffen
Auf Initiative der beiden Staatspräsidenten Roman Herzog und Václav Havel wird im September 1996 das erste Deutsch-Tschechische Jugendtreffen in Policka organisiert. Das Treffen bringt Bewegung in die deutsch-tschechischen Beziehungen und ist Geburtsstunde der beiden TANDEM-Büros in Regensburg und Pilsen.
1996
Europäisches Jugendforum
Im Jahr 1996 wird das Europäische Jugendforum (YFJ) als Plattform der nationalen Jugendringe und internationalen NGO Jugendorganisationen in Europa gegründet. Es ist offiziell von der Europäischen Union, dem Europarat und den Vereinten Nationen als Interessenvertretung der Jugend anerkannt und hat rund 100 Mitglieder. Als Folge werden der Europäische Jugendrat CENYC, das Büro der internationalen Jugendorganisation ECB und das Jugendforum der EU aufgelöst. Deutsches Mitglied im YFJ ist das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit (DNK).
1999
Zehn Jahre ohne Mauer
Der DBJR trifft sich im November 1999 mit zahlreichen europäischen Partnerjugendringen im Rahmen des Jugendfestivals „10 Jahre ohne Mauer“ in Berlin. Dort wird über die politischen Veränderungen in Europa mit ihren Auswirkungen auf die Jugend diskutiert.
Neue Themen – neue Kooperationen
In den 1990er Jahren erweitert sich das Spektrum jugendpolitischer Partner: Der DBJR kooperiert mit der Jugendkampagne des Europarates „alle anders-alle gleich“ (1994), startet eine Fahrradhelmkampagne „cool+clever – was drauf haben“ mit der deutschen Verkehrswacht, dem Verkehrsministerium und dem Jugendministerium (1995). Mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) werden sexualpädagogische Arbeitsmaterialien (Aidsmappe, Sex-Pack) herausgegeben. Das „BigTipi“ bei der EXPO 2000 in Hannover wird der Publikumsmagnet für junge Besucher*innen und ist eine gelungene Darstellung der guten Zusammenarbeit der Mitgliedsverbände im DBJR.
2000er Jahre
Der Terroranschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 verunsichert die westliche Welt nachhaltig. Die Globalisierung schreitet rasant voran, das Internet setzt sich flächendeckend durch. Soziale Netzwerke wie Facebook, Myspace oder Twitter erlangen große Popularität, insbesondere bei jungen Leuten.
2001
EU-Weißbuch „Neuer Schwung für die Jugend Europas“
Mit dem Weißbuch „Neuer Schwung für die Jugend Europas“ räumt die EU im Jahr 2001 dem Thema Jugend ein stärkeres Gewicht ein. Der DBJR kritisiert die mangelnde Beteiligung von Jugendorganisationen in den nationalen Prozess und die fehlende Beteiligung von jungen Menschen an der Gestaltung der EU-Politik.
2001
Heinz-Westphal-Preis
Der Mitbegründer, frühere Vorsitzende sowie Hauptgeschäftsführer des DBJR und spätere Bundestagsvizepräsident Heinz Westpfahl überlässt dem DBJR nach seinem Tod 100.000 D-Mark. Der DBJR gründet mit diesem Betrag die Stiftung „Jugend macht Demokratie“, die zusammen mit dem Bundesjugendministerium ab 2001 den Heinz-Westphal-Preis für herausragendes ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit vergibt.
2002
„Jugend hilft“
„Jugend hilft“ steht für das beispiellose Engagement junger Menschen beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002. Umgehend organisieren Jugendverbände ihren Hochwassereinsatz, sammeln Geld und knien sich in die Arbeit. Mehr als 5.500 Jugendliche aus ganz Deutschland renovieren Jugendzentren, bauen Kindertagesstätten auf, richten Behinderteneinrichtungen her, kultivieren Flussauen und Vieles mehr. Das Bundesjugendministerium unterstützt diesen enormen Einsatz mit Fördermitteln.
Im Jahr 2013 verursacht erneut eine Flutkatastrophe verheerende Schäden in den Bundesländern Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Wieder sind zahlreiche gemeinnützige Einrichtungen betroffen, auch Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendverbände. Mit der Blaupause aus dem Jahr 2002 wird das Projekt „Jugend packt an“ gestartet. Die hohe Bereitschaft junger Menschen, selbstlos zu helfen, Einrichtungen zu retten und Schäden zu beheben, wird wieder durch das BMFSFJ unterstützt. Vor allem betroffene, nicht kommerzielle und öffentliche Einrichtungen der Jugendarbeit oder soziale Einrichtungen werden durch Ehrenamtliche wieder aufgebaut.
2002
Jugenddelegierte für Nachhaltige Entwicklung
Seit dem Weltgipfel in Johannesburg im Jahr 2002 („Rio+10“) entsenden der DBJR und das damalige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) Jugenddelegierte zur UN-Kommission für Nachhaltige Entwicklung. Nach Rio+20 wird die Kommission durch das Hochrangige Politische Forum für Nachhaltige Entwicklung bei den Vereinten Nationen abgelöst. Die Jugenddelegierten geben als Teil der deutschen Delegation jungen Menschen aus Deutschland dort eine Stimme. Die Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung begleiten die deutsche Regierungsdelegation unter Leitung des Umweltministeriums zum Hochrangigen Politischen Forum für Nachhaltige Entwicklung (engl. High Level Political Forum for Sustainable Development, HLPF) der UN. Dort vertreten sie die Interessen junger Menschen aus Deutschland vor der Weltgemeinschaft.
2003
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Im Rahmen der 75. Vollversammlung im Jahr 2002 in Hamburg wird die Chorjugend im Deutschen Sängerbund e.V. als Vollmitglied und der Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland als Anschlussmitglied in den DBJR aufgenommen. Während der 76. Vollversammlung im Jahr 2003 in Potsdam wird die Deutsche Bläserjugend als Anschlussverband aufgenommen, die Arbeiter-Samariter-Jugend wird Vollmitglied. Die Bläserjugend wird bereits in der nachfolgenden 77. Vollversammlung Vollmitglied.
2004
Föderalismuskommission
Mit Sorge sieht der DBJR die Debatte, die Kinder- und Jugendhilfe in die Zuständigkeit der Länder zu überführen. Die von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung eingesetzte Kommission (Föderalismuskommission) will, dass die Landesparlamente in wichtigen sozialpolitischen Bereichen wie der Jugendhilfe mehr Kompetenz bekommen, um auf kürzerem Weg als bisher den Kommunen helfen zu können. Der DBJR hält heftig dagegen: Kinder- und Jugendhilfe muss eine Bundesaufgabe bleiben! Gibt der Bund die Verantwortung für die Kinder- und Jugendhilfe und damit eines bedeutenden Teils der Daseinsfürsorge nach Artikel 74 Absatz 1 Nummer 7 des Grundgesetzes ab, entledigt er sich seines wirksamen Mittels zur Umsetzung seines Verfassungsauftrags. Zum 12. Kinder- und Jugendhilfetag im Jahr 2004 geht der DBJR mit einer STOPP-Schild-Aktion an die Öffentlichkeit und erreicht eine breite Öffentlichkeit. Die ARD-Tagesschau greift das STOPP-Schild auf. Kinder- und Jugendhilfe bleibt schließlich in der Rechtsverantwortung des Bundes.
2005
Partizipation
Zum Selbstverständnis der Jugendverbände gehört, Kinder und Jugendliche an Entscheidungen zu beteiligen. Politisch fordert der DBJR die Beteiligung junger Menschen seit den 1970er Jahren. Nach der Jahrtausendwende verstärkt der DBJR sein Engagement. Sie münden in Projekten und Aktivitäten wie dem „Projekt P. Misch dich ein“, das im Jahr 2005 mit einem großen Beteiligungsfestival in Berlin einen Höhepunkt findet. Das Aktionsprogramm für mehr Jugendbeteiligung folgt, das Ergebnisse aus dem Nationalen Aktionsplan für ein kindergerechtes Deutschland aufgreift. In der Position Mitwirkung mit Wirkung (https://www.dbjr.de/artikel/mitwirkung-mit-wirkung) skizziert der DBJR wesentliche Kriterien für Jugendbeteiligung, die später weiter ausgearbeitet werden und in bundesweiten Qualitätsstandard münden. Für die Praxis entstehen zahlreiche Arbeitshilfen, unter anderem die Broschüre „Jugendbeteiligung leicht gemacht“ (https://www.dbjr.de/artikel/jugendbeteiligung-leicht-gemacht)
Kinderarmut und Kinderrechte
In den Jahren 2001 und 2002 ist Kinderpolitik Arbeitsschwerpunkt des DBJR und seiner Mitgliedsorganisationen. Das Einhalten und Beachten der Kinderrechte begleitet den DBJR durchgehend. Bereits im Jahr 1991 beschließt die 64. Vollversammlung etwa das grundlegende Positionspapier „Kinderrechte“. Darin spricht sich der DBJR unter anderem für eine stärkere Berücksichtigung der Rechte von Kindern bei der Änderung des Grundgesetzes im Nachgang der Deutschen Einheit aus. Im Jahr 1994 bedauert der DBJR in der Position „Kinderrechte in die Verfassung“, dass in der Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland keine wirklich eigenständigen Rechtspositionen für Kinder normiert worden sind. In seinem Arbeitsbericht des Jahres 2007 stellt der DBJR fest, dass es eine fast konsensual verbreitete Forderung der Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetz gibt – vom Staatsziel bis zu einem eigenen Artikel. Im selben Jahr beschließt die Vollversammlung des DBJR die Forderung „Kinderrechte ins Grundgesetz – weil das unser Recht ist!“, er beschreibt und begründet zudem in der Position „Du hast ein Recht ... auf deine Rechte!“, in welcher Form und mit welchen Inhalten dies geschehen soll. Die Forderung ist bis heute nicht umgesetzt.
In einer umfassenden Auseinandersetzung mit Kinderpolitik im Rahmen des Beschlusses der Vollversammlung „Kinder reden mit! – Forderungen des Deutschen Bundesjugendrings zur Kinderpolitik“ im Jahr 2001 stellt der DBJR auch fest, dass es in Deutschland zum Armutsrisiko geworden ist, Kinder zu haben. Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern werden durch unzureichende materielle Sicherung beeinträchtigt. Das wiederum wirkt negativ auf die Chancen, später den Lebensunterhalt aus eigener Arbeit bestreiten zu können. Um die Interessen von Kindern und Jugendlichen beim Thema Armut stärker einzubringen, wird der DBJR im Jahr 2002 Mitglied der Nationalen Armutskonferenz. Mit dem Papier „Armut hat junge Gesichter – Jugendarmut in Deutschland überwinden“ setzt sich der DBJR im Jahr 2010 umfassend mit Kinder- und Jugendarmut auseinander und formulierte detaillierte Forderungen.
Zum 3. und 4. Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1989, die Deutschland mit der Ratifizierung am 5. April 1992 zu geltendem Recht macht, und zum „Schattenbericht“ der Zivilgesellschaft stellt der DBJR fest: Weder der Staatenbericht noch die Umsetzung der Kinderrechte in Deutschland sind befriedigend. Er macht deutlich, dass etwa das Recht auf Bildung unzureichend umgesetzt ist. Zudem ist Deutschland zu diesem Zeitpunkt eines von wenigen Ländern mit einer geltenden Vorbehaltserklärung zur Ratifizierung der UN-Kinderrechtskonvention in Bezug auf unbegleitete Flüchtlinge. Diese Erklärung wird erst im Jahr 2010 zurückgenommen.
2006
Wahlalter senken auf 14 Jahre
Der DBJR stellt im Jahr 1995 fest, dass es sinnvoll ist, das Wahlalter am Abschluss der Sekundarstufe I zu orientieren - der meist mit 16 Jahren erreicht wird. Der DBJR betont zugleich, dass es keine zwingenden sachlichen und juristische Gründe gibt, das Wahlalter und die Frage der Volljährigkeit miteinander zu verbinden. Im Jahr 2006 verschärft er seine Meinung und fordert die Absenkung des aktiven Wahlalters auf 14 Jahre. Das Wahlrecht sei höchstpersönlich, könne also nicht durch Eltern, Erziehungsberechtigte oder Stellvertreter*innen wahrgenommen werden. Die Absenkung müsse für alle föderalen Ebenen gelten. Der DBJR fordert zusätzlich die Politik auf, ernst zu machen mit der wiederholt versprochenen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen.
2007
Jugendaustausch zeigt Wirkung
Das Interesse an Jugendaustausch ist ungebrochen. Doch die Rahmenbedingungen verschlechtern sich. Fördersätze stagnieren oder werden nicht vollständig bewilligt, um Austauschzahlen zu erhöhen. Im politischen Raum wird infrage gestellt, ob angesichts der politischen Lage Jugendaustausch überhaupt noch notwendig ist. Deshalb beteiligt sich der DBJR im Jahr 2007 an der Studie zur Langzeitwirkung von internationalem Jugendaustausch von Alexander Thomas und seinem Forschungsteam an der Universität Regensburg. Die Studie liefert empirische Belege für persönliche und nachhaltige Entwicklung von Jugendlichen durch internationalen Jugendaustausch: Jugendaustausch zeigt Wirkung!
2009
Europawahl
Wie bei vorherigen Wahlen zum Europäischen Parlament bekräftigt der DBJR die Bedeutung einer hohen Wahlbeteiligung. Der Ausgang des irischen Referendums über den Vertrag von Lissabon im Juni 2008 verstärkt die Befürchtung, dass der Weg zu einem „Europa der Bürgerinnen“ in Gefahr ist. Bei den Europawahlen 2009 und 2014 fordert der DBJR unter anderem einen europäischen Wahlkampf mit mehr jungen Kandidatinnen, eine jugendgemäße Europapolitik mit mehr Jugendbeteiligung und den Abbau von Mobilitätshemmnissen.
2009
Freiräume
Junge Menschen benötigen neben der notwendigen Anregung und Erziehung Freiräume als Räume ohne staatliche oder gesellschaftliche Vordefinitionen, formuliert der DBJR in einer umfassenden Position nach einer längeren Debatte in den Gremien. Das Aufwachsen dürfe so wenig wie möglich von außen gesteuert oder normiert werden. Selbstbestimmung und Selbstorganisation junger Menschen muss eine Gesellschaft als ihre Aufgabe begreifen. Denn Jugend ist eine Phase der Entwicklung und der Übergänge. In dieser Phase müssen jungen Menschen bestmögliche Rahmenbedingungen für ihr Aufwachsen und ihre Entwicklung zur Verfügung gestellt werden, fordern die Jugendverbände.
Jugendverbände machen Bildung und noch viel mehr
Die Ergebnisse der ersten PISA-Studie lösen im Jahr 2000 den sogenannten „PISA-Schock“ aus. Das Thema Bildung rückt in den Fokus der Öffentlichkeit. In die Diskussionen um die Fortentwicklung des Bildungssystems bringt der DBJR die vielfältigen Ideen, Ansätze und Aktivitäten der Jugendverbände zusammen mit seinen politischen Forderungen ein. Und das wird wahrgenommen: Bundespräsident Horst Köhler empfängt im Oktober 2004 den Vorstand des DBJR und zwei Jahre später 28 Jugendliche in Schloss Bellevue, um sich von der jungen Generation aus erster Hand zum Thema Bildung beraten zu lassen.
Ein wichtiges Ergebnis: „Bildung ist mehr als Schule“. Für den DBJR ergebenen sich für eine Reihe von Themen: Wie kann Schule im Interesse junger Menschen verbessert werden? Wie können sich Jugendverbände besser in Schule einbringen? Wie können Schule und Sozialraum besser verzahnt werden? Ein wichtiges Ziel für den DBJR ist die Anerkennung der Bedeutung außerschulischer Bildung. Der 12. Kinder- und Jugendbericht bestätigt im Jahr 2005, dass Jugendverbände wichtige Orte der außerschulischen Jugendbildung sind. Ebenso wichtig ist die Erkenntnis: Junge Menschen brauchen mehr als Bildung. Jugendverbände dürfen sich daher in ihrem Handeln nicht auf das Erbringen von Bildungsleistungen reduzieren lassen. Ihre Existenzberechtigung beziehen sie in erster Linie aus ihrem Selbstbild und ihrer Arbeit als Selbstorganisationen und Zusammenschlüsse junger Menschen sowie als Orte der selbstbestimmten Freizeitgestaltung.
Die Bedeutung von Bildung für den DBJR wird nicht nur in einer Reihe von Beschlüssen deutlich. Einige Publikationen erscheint in kurzer Zeitfolge, etwa die Schriftenreihe „Beispielhaft: Jugendverbände und Schule“, „Ihr seid gefragt - Jugend und Bildung“ sowie „Lokale Bildungslandschaften“.
2009
EU-Jugendstrategie und Strukturierter Dialog mit der Jugend
Die im November 2009 verabschiedete EU-Jugendstrategie setzt in Deutschland einen Diskussions- und Umsetzungsprozess für die Jugendpolitik in der EU in Gang. Eine Verzahnung mit der Entwicklung einer Eigenständigen Jugendpolitik im Bereich der nationalen Jugendpolitik wird angestrebt. An der Umsetzung der EU-Jugendstrategie werden Jugendliche durch den sogenannten Strukturierten Dialog beteiligt. Der DBJR wird 2010 Träger der Koordinierungsstelle zur Umsetzung des Strukturierten Dialogs in Deutschland. Auch der nachfolgende EU-Jugenddialog wird in Deutschland durch den DBJR koordiniert.
2010er Jahre
Politische Schlagworte des Jahrzehnts sind die Eurokrise, der Arabische Frühling sowie die „Flüchtlingskrise“ der Jahre 2015 und 2016. In Europa und weltweit erstarken rechtspopulistische und nationalistische Parteien. Trump wird 2017 US-Präsident. Islamistische und rechtsextreme Terroranschläge erschüttern viele europäische Staaten. Smartphones und Social Media prägen den Alltag der Jugend.
2010
Prävention - Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt
Das Engagement zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt ist ein unverzichtbares Element des Selbstverständnisses des DBJR und seiner Mitgliedsorganisationen. Die Auseinandersetzung mit dem Problem der Kindeswohlgefährdung in der Gesellschaft gehört dazu. Gefährdungen durch sexuelle Übergriffe, die Kindern und Jugendlichen auch in der Kinder- und Jugendarbeit beziehungsweise in ihren Strukturen widerfahren können, sind dabei für den DBJR unmittelbar handlungsrelevant. Die Jugendverbände und -ringe setzen sich aus diesen Gründen intensiv mit dem Thema Prävention sexualisierter Gewalt auseinander. Sie entwickeln dazu in den letzten Jahren vielfältige Strukturen, Konzepte und Materialien und setzen das um.
Nachdem der "Runde Tisch Sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen in privaten und öffentlichen Einrichtungen und im familiären Bereich" im Jahr 2010 seine Arbeit aufgenommen hat und die erste Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Dr. Christine Bergmann, ernannt wurde, arbeiten der DBJR mit der*dem jeweiligen UBSKM konstruktiv zusammen. Im „Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ als Gremium für den langfristigen und interdisziplinären Austausch ist der DBJR aktiv.
Auch in den Gremien des DBJR ist der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gewalt immer wieder Thema. Im Jahr 2010 verabschiedet der Vorstand die „Stellungnahme zur Verbesserung der Prävention sexualisierter Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit“. Im Jahr 2016 ergeben sich aus der Position „Prävention braucht Struktur“ Ziele und Aufgaben für die nächsten Jahre.
Als Folge der Forderungen aus der Position und nach langer Lobbyarbeit um die Finanzierung nimmt am 1.März 2023 die Fachstelle Prävention von sexualisierter Gewalt ihre Arbeit auf.
2011
Jugendverbände und Demokratie
Der DBJR und seine Mitgliedsorganisationen sind sich stets bewusst, dass sie eine Mitverantwortung für das demokratisch organisierte Gemeinwesen tragen. Sie reflektieren kritisch ihr eigenes Demokratieverständnis und hinterfragen, wie es mit der Demokratie weiter gehen kann. Der DBJR beschreibt sein Ideal einer lebendigen Demokratie und die wahrgenommenen Diskrepanzen zur tatsächlichen Lage. Er versucht, Handlungsansätze zu benennen. Das geschieht beispielsweise im Positionspapier „Impulse für eine starke Demokratie“, das die Vollversammlung im Jahr 2011 nach umfangreichen Beratungen verabschiedet und in die gesellschaftliche Debatte einbringt. Der damalige Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert nutzt die Gelegenheit und kommentiert das Papier umfassend in der 4. Ausgabe der Zeitschrift „Jugendpolitik“ im Jahr 2011.
Jugendverbände und Demokratie gehören zusammen. Deswegen werden Jugendverbände als „Werkstätten der Demokratie“ bezeichnet. In Jugendverbänden wird Demokratie gelebt. Deswegen setzt sich der DBJR seit seiner Gründung aktiv für die Demokratie ein und scheut nicht, sich klar gegen ihre Feinde zu positionieren. Für die junge Zivilgesellschaft ist es wichtig, sich zum einen gegen die Ursachen dieser demokratiefeindlichen gesellschaftlichen Tendenzen zu wehren. Zum anderen weist sie menschenfeindliche und antidemokratische Einstellungen entschieden zurück. Die im DBJR zusammengeschlossenen Jugendverbände und -ringe stellen im Jahr 2016 einstimmig fest, dass die Positionen der AfD nicht nur der Wertebasis von Jugendverbänden und -ringen widersprechen. Deren völkische Argumentationsideologien verlassen zudem den Boden der demokratischen Grundordnung. Im Jahr 2024 fordert der DBJR die Bundesregierung, den Bundestag sowie den Bundesrat auf, beim Bundesverfassungsgericht das Verbot der AfD gemäß Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes zu beantragen.
Wegen dieser klaren Haltung stehen Jugendverbände und –ringe selbst unter Druck. Sie werden zunehmend angefeindet oder angegriffen. Der DBJR greift das im Jahr 2024 nach einer Umfrage, an der sich mehr als 500 Jugendverbände und –ringe beteiligen, auf. Nach Diskussion und Interpretation der Ergebnisse gibt der DBJR Impulse zur Stärkung der Wehrhaftigkeit der Jugendverbandsarbeit.
2012
Arabischer Frühling
Der Arabische Frühling bietet für kurze Zeit Raum für politische Veränderungen im Jugendbereich der Länder. Die Interessen von jungen Menschen werden gehört. Jugendstrukturen bekommen die Chance, sich zu einem starken Netzwerk zusammenzuschließen und sichtbar zu werden. Im Jahr 2012 reist eine DBJR-Delegation nach Tunesien und Ägypten. Sie lotet aus, wie Jugendzusammenarbeit unterstützt und ausgebaut werden kann. In Marokko wird die Gründung eines nationalen Jugendrings unterstützt, Vertreter*innen des DBJR werden zu Gründungsseminaren eingeladen. Im Jahr 2013 sind Vertreter*innen der Jugendstrukturen aus Ägypten und Marokko Gäste der Vollversammlung in Magdeburg. In den Folgejahren verschärft sich der politische Druck auf NGOs in der Region, die Arbeit von Jugendnetzwerken gerät unter Druck.
2013
Jugendverbände und Kinder- und Jugendhilfe
Der im Jahr 2013 erschienene 14. Kinder und Jugendbericht rückt das Thema Aufwachsen in öffentlicher Verantwortung in den Mittelpunkt. „Kinder- und Jugendhilfe in neuer Verantwortung“ überschreibt die Berichtskommission ihre Ausführungen. Aus diesem Anlass beleuchtet der DBJR in einer Ausgabe der Zeitschrift Jugendpolitik das Aufwachsen unter diesem besonderen Blick. In der Auseinandersetzung mit dem Bericht ist es dem DBJR wichtig, dass öffentliche Verantwortung nicht mit staatlicher Verantwortung gleichzusetzen ist.
Neben vielen anderen Rollen und Aufgaben sind Jugendverbände und -ringe ein wichtiger Teil der Kinder- und Jugendhilfe. Sie sind dabei vor allem im Handlungsfeld Kinder- und Jugendarbeit aktiv. Der DBJR sieht für sich eine wichtige Aufgabe darin, die Interessen der Jugendverbände und ringe, der Kinder- und Jugendarbeit und der Jugendverbandsarbeit in den fachlichen und politischen Debatten innerhalb und über die Kinder- und Jugendhilfe zu vertreten. Das betrifft vor allem die fast regelmäßigen Novellen und Änderungen des Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII). Es betrifft aber auch die konkrete Situation und Ausstattung der Kinder- und Jugendhilfe in den Ländern und Kommunen. Der DBJR vertritt dabei nicht nur die Interessen von Kindern und Jugendlichen, sondern auch die der Jugendverbände als freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe.
Wichtiges Instrument ist die Vernetzung, sei es als federführende Stelle der AGJ-Mitgliedergruppe Jugendverbände und Landesjugendringe oder als Gründungsmitglied des Bundesnetzwerks Kinder- und Jugendarbeit.
Immer wieder werden auch Vertreter*innen des DBJR als Expert*innen oder Mitglieder der jeweiligen Sachverständigenkommission der Kinder- und Jugendberichte berufen.
2013
Inklusion
Jugendverbände und -ringe handeln in ihren Strukturen auf Basis eines Menschenbildes, das die Würde und Einzigartigkeit des Einzelnen in den Vordergrund rückt. Sie finden die Verschiedenheit von Menschen innerhalb ihrer Gruppen gut und streben danach, zur Entwicklung aller jungen Menschen beizutragen. Daraus folgt, keinen Menschen wegen sozialer oder individueller Umstände zu benachteiligen oder aus ihren Verbänden auszugrenzen. Diesen Anspruch hat der DBJR im Jahr 2013 im Beschluss „Inklusion – auch für Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen!“ formuliert.
In der Position wird unter anderem die Teilhabe aller Mitglieder an allen Veranstaltungen und Angeboten der Jugendverbände und Jugendringe entsprechend ihrer Fähigkeiten als Ziel formuliert. Leichte Sprache, die Bereitstellung von auslesbaren Informationen im Internet und barrierefreie Zugänge zu Gebäuden werden als wichtig Schritte identifiziert. Ein Meilenstein ist im Jahr 2021 die Aufnahme der Deutschen Gehörlosen Jugend e.V. (DGJ) als Anschlussverband. Spätestens ab diesem Zeitpunkt stellt der DBJR sicher, dass sowohl bei allen Sitzungen der Gremien als auch bei Bedarf bei seinen Veranstaltungen und Arbeitsgruppen Dolmetscher*innen für Deutsche Gebärdensprache bereitstehen.
Neben pragmatischen Schritten innerhalb der Jugendverbände und -ringe setzt sich der DBJR für ein „Inklusives SGB VIII“ ein, also die Gesamtzuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe für alle Kinder und Jugendlichen. Er arbeitet in Gremien und Arbeitsgruppen der entsprechenden Gesetzesnovellen mit. Im Jahr 2024 gehen diese Bemühungen mit der Vorlage eines Entwurfs eines Gesetzes zur Ausgestaltung der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe auf die Zielgerade.
Beide Stränge greift die Vollversammlung im Jahr 2022 im Positionspapier „Inklusion in Jugendverbandsarbeit und Gesellschaft politisch vorantreiben und gemeinsam leben“ auf. Sie beschließt einstimmig konkrete Forderungen und Selbstverpflichtungen.
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Während der 83. Vollversammlung tritt im Jahr 2010 der Bund der Deutschen Karnevaljugend als Anschlussverband bei, ein Jahr später macht die 84. Vollversammlung in Ludwigshafen den Bund der Alevitischen Jugend Deutschlands zum Vollmitglied. Das Jugendnetzwerk Lambda wird eigenständiger Anschlussverband im DBJR. Während der 86. Vollversammlung in Magdeburg wird die THW-Jugend im Jahr 2013 als Vollmitglied aufgenommen, die DIDF-Jugend wird Anschlussmitglied. Im Jahr 2015 erhält der Bund der Deutschen Karnevalsjugend in der 88. Vollversammlung in Heidelberg den Status als Vollmitglieds, die Jugendpresse Deutschlands wird Anschlussmitglied. Die 90. Vollversammlung in Berlin macht im Jahr 2017 die Deutsche Philatelisten-Jugend zum Anschlussverband. Während der 91. Vollversammlung in Dresden schließt sich im Jahr 2018 die Jüdische Studierendenunion dem DBJR an.
2016
25 Jahre Deutsch-Polnischer Freundschaftsvertrag
Der DBJR und der Polnische Jugendring PROM veröffentlichen im April 2016 Forderungen zum künftigen deutsch-polnischen Verhältnis. Gleichzeitig machen beide Jugendringe deutlich, wie wichtig für das deutsch-polnische Verhältnis das im Jahr 1991 gegründete Deutsch-Polnische Jugendwerk ist.
2018
70 Jahre Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
Erstmals treffen sich im Januar 2018 die Jugendringe aus Israel, Polen und Deutschland in Auschwitz. Sie betonen in einer gemeinsamen Erklärung die Bedeutung, in ihrer Bildungsarbeit an den Holocaust zu erinnern.
2018
75 Jahre nach dem Aufstand im Warschauer Ghetto
Der DBJR, der Israelische Jugendring CYMI und der Polnische Jugendring PROM unterzeichnen im Mai 2018 in Warschau bei einem trilateralen Seminar eine Erklärung: Sie betonen, wie wichtig das Erinnern an die Shoah und der Einsatz für eine gerechtere, lebenswerte Zukunft sind.
2018
„Europa braucht uns, wir brauchen Europa“
Die DBJR-Position „Europa braucht uns, wir brauchen Europa" aus dem Jahr 2018 macht deutlich, wie rasant sich die Lebensrealitäten von jungen Menschen in Europa verändern und wie groß die Gefahr ist, dass demokratiefeindliche Kräfte an Einfluss gewinnen. Der DBJR betont: Es geht um die Grundfeste eines friedlichen, solidarischen und demokratischen Zusammenlebens.
2020er Jahre
Das Jahrzehnt startet mit der Corona-Pandemie. Im Februar 2022 beginnt Russland einen Krieg gegen die Ukraine. Es kommt zu enormen Preissteigerungen, die Wirtschaft stagniert. Überall in Europa - auch in Deutschland - verzeichnen populistische, rechtsextreme Parteien einen Aufschwung.
Die Klimakrise spitzt sich zu. Die Politik verweigert ein angemessenes Handeln. Im sozialen Sektor droht ein eklatanter Fachkräftemangel. Das Schlagwort der „multiplen Krise“ etabliert sich.
2021
Ganztagsbildung
Bereits seit der Veröffentlichung der ersten PISA-Studie entwickelte sich in Deutschland der Ausbau von Ganztagsangeboten dynamisch. Der DBJR bringt sich engagiert in die Debatte ein und hinterfragt, ob es wirklich um Bildung oder eher „nur“ um Betreuung geht. Meist bleiben die Interessen von Jugendlichen unberücksichtigt. Für den DBJR bedeutet ein jugendgerechter Ganztag: Jugendliche wollen nicht nur Schüler*innen sein, sondern in erster Linie junge Menschen. Ein jugendgerechter Ganztag bietet ihnen das. Denn für eine gute Entwicklung ist es unabdingbar, dass jungen Menschen Freiräume zur Verfügung stehen, damit sie Entscheidungsfindung und Entscheidungsfähigkeit selbstbestimmt erlernen können, um die Aufgaben der Jugendphase bewältigen zu können.
Konkret wird die Debatte mit dem Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) im Jahr 2021. Ziel des DBJR ist, die Rolle der Jugendverbände als Kooperationspartner zu stärken - durch Stellungnahmen im Gesetzgebungsprozess, Mitwirkung im zivilgesellschaftlichen Dialog oder in Einzelgesprächen. Es gilt außerdem zu verhindern, dass der Ausbau des Rechtsanspruchs zu Lasten der außerschulischen Angebote geht. Basis ist die Position „Umsetzung des Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) in den Bundesländern“ aus dem Jahr 2024.
(https://www.dbjr.de/artikel/umsetzung-des-ganztagsfoerderungsgesetz-gafoeg-in-den-bundeslaendern)
2021
Politische Jugendbildung
Die Bedeutung politischer Jugendbildung wächst: „Politische Bildung ist eine wichtige und notwendige Voraussetzung für die persönliche, soziale und zivilgesellschaftliche Teilhabe von Individuen an der Gesellschaft“, formuliert der DBJR in seiner Position „Politische Bildung in der Jugendverbandsarbeit“ . Er setzt sich für die Stärkung der politischen Jugendbildung ein, weil diese unter Druck gerät, etwa durch rechtsextreme und -populistische Kräfte. Es gibt die Tendenz, politische Bildung auf Extremismusprävention und ihre Förderung durch „Demokratie Leben!“ zu reduzieren. Der 16. Kinder- und Jugendbericht aus dem Jahr 2020 beschreibt unter anderem die Jugendverbände als Ort politischer Jugendbildung ausführlich. Der DBJR wirkt am Bericht mit und greift durch Transfer- und Diskussionsveranstaltungen die Ergebnisse auf. Die Fachstelle politische Jugendbildung wird im Jahr 2021 etabliert.
2021
Unterstützung junger Menschen in der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns hinterlassen folgenschwere Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche und deren Freiräume. Psychische Belastungen, Abschottung, Einsamkeit sind Zustände, denen die Bundesregierung mit dem Programm „Aufholen nach Corona“ entgegenwirkt. Das Programm erreicht mit niedrigschwelligem Aufwand und häufig ohne zusätzliche Kosten viele Kinder und Jugendliche auf der Ortsebene bei Gruppenstunden, auf Freizeiten und Maßnahmen außerschulischer Bildung - alles im Rahmen der vorgegebenen gesetzlichen Hygienebestimmungen. Mehr als 50 Prozent der Maßnahmen im Programm werden in den Jahren 2021 und 2022 durch Jugendverbände umgesetzt.
2021
Vielfalt – der DBJR wird bunter
Während der 91. Vollversammlung im Jahr 2021 in Magdeburg nimmt der DBJR die Deutsche Gehörlosenjugend als Anschlussmitglied auf. In der 96. Vollversammlung im Jahr 2023 in Berlin wird der Deutsche Pfadfinder*innenverband Vollmitglied.
2022
„Europäisches Jahr der Jugend“
Zum Europäischen Jahr der Jugend formuliert der DBJR die Forderung: Die EU und die Mitgliedstaaten müssen dem eigenen Anspruch gegenüber der Jugend gerecht werden!
https://www.dbjr.de/artikel/erwartungen-an-das-europaeische-jahr-der-jugend)
2022
„Europarat-Konferenz im Bundestag“
Erstmals wird durch den DBJR Ende November 2022 in Berlin eine internationale Jugendkonferenz mit dem Deutschen Bundestag und dem Europarat ausgerichtet. Weitere Konferenzen folgen in den Jahren 2023 und 2024.
2022
Solidarität mit der Ukraine
Der DBJR reagiert fassungslos auf den russischen Akt der Aggression auf die Ukraine. In enger Abstimmung mit dem Ukrainischen Jugendring NYCU wird konkrete Hilfe organisiert. Zwei Vorstandsmitglieder von NYCU hospitieren in der DBJR-Geschäftsstelle und können aus Berlin die Arbeit in der Ukraine fortsetzen sowie international für die Unterstützung der Ukraine und die Anliegen von jungen Menschen werben. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts kann im Jahr 2023 ein Projekt zur Unterstützung von regionalen Jugendstrukturen realisiert werden.
2023
Kinder- und Jugendwahl U18
Der DBJR übernimmt konkret Verantwortung für politische Bildung, etwa zusammen mit Landesjugendringen, Jugendverbänden, dem Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) und weiteren Partnern: Die Kinder- und Jugendwahl U18 ist eine der größten außerschulischen Bildungsinitiativen, sie gibt jungen Menschen eine Stimme während der Wahlkämpfe und setzt Kinder- und Jugendthemen. Das Projekt wächst seit 1996. Anlässlich der Bundestagswahl 2021 geben – trotz der Corona-Pandemie – über 262.000 Teilnehmende ihre Stimmen in 2.700 Wahllokalen ab. Der DBJR übernimmt zusätzlich die Trägerschaft auf Bundesebene. Im Jahr 2023 übernimmt die amtierende Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die Schirmherrschaft.
Soforthilfe für Häuser der Jugendarbeit
Ausgelöst durch die Pandemie müssen viele Häuser der Jugendarbeit –Akademien, Volkshochschulen, Jugendherbergen und Jugendbildungsstätten - geschlossen werden. Die herben finanziellen Verluste durch die Schließungen oder durch vorsichtiges Buchungsverhalten in den Jahren 2020 bis 2022 werden durch das Sonderprogramm „Jugend“ der Bundesregierung weitestgehend aufgefangen. Der DBJR tritt als Zentralstelle für insgesamt knapp 400 Häuser auf und wickelt in diesen Jahren mehr als 550 Anträge in einem Finanzvolumen von 8,6 Millionen Euro ab.
Kampf um Fördermittel
Internationale Partnerstrukturen in Ost- und Westeuropa kämpfen vermehrt in ihren jeweiligen Ländern gegen Kürzungen ihrer Fördermittel. Der DBJR warnt gemeinsam mit den Partnern vor „shrinking spaces“. Viele Regierungen verlagern zudem ihren Fokus und sehen die zivilgesellschaftlichen Strukturen als Konkurrenz zu eigenen staatlichen Jugendringstrukturen.
Auch in Deutschland wird der Kampf um die Fördermittel im Kinder- und Jugendplan des Bundes für die bundeszentrale Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe notwendig. Die Lage verlangt eine starke jugendpolitische Lobbyarbeit.
Infrastruktur als Basis für Projekte
Der DBJR vertieft seine Arbeit im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung durch zwei Projekte für mehr Jugendbeteiligung im Rat für Nachhaltige Entwicklung sowie gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in Fragen des Klimaschutzes. Die bundezentrale Infrastruktur des DBJR bietet eine Basis für ebensolche Projekte. Durch etablierte und nachhaltig arbeitende Strukturen können Projekte erfolgreich umgesetzt werden und in die regionale Breite der Mitglieder des DBJR erreichen.
Aktionsplan für Jugendbeteiligung
Mit dem durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ins Leben gerufenen Nationalen Aktionsplan für Jugendbeteiligung rückt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stärker in den politischen Fokus. Das führt zur Gründung von Jugendbeiräten, Kinder- und Jugendparlamenten und vermehrt zur direkten Beteiligung Jugendlicher in Gremien der Ministerien. Der DBJR veröffentlicht gemeinsam mit dem BMFSFJ Qualitätsstandards für wirksame Kinder- und Jugendbeteiligung, die eine Grundlage für den weiteren politischen und trägerübergreifenden Diskurs bilden.
Vertiefende Literatur zur Geschichte des DBJR.
Die Broschüren können über den DBJR bestellt werden, sofern sie nicht online verfügbar sind:
-
Deutscher Bundesjugendring (2019): In Vielfalt vereint. 70 Jahre Deutscher Bundesjugendring, Berlin. (https://www.dbjr.de/artikel/70-jahre-in-vielfalt-vereint)
-
Deutscher Bundesjugendring (2003): Gesellschaftliches Engagement und politische Interessenvertretung – Jugendverbände in der Verantwortung. 50 Jahre Deutscher Bundesjugendring, Berlin.
-
Roland Gröschel, Deutscher Bundesjugendring (Hg.) (1999): Immer in Bewegung. Einblicke in die Geschichte des Deutschen Bundesjugendrings 1949 – 1999, Münster.
-
Deutscher Bundesjugendring (Hrsg.) (1989): Kein Alter zum Ausruhen. Texte zur Zeitgeschichte. 40 Jahre Deutscher Bundesjugendring. Düsseldorf.
-
Hein Westphal (1994): Jugend braucht Demokratie - Demokratie braucht Jugend. Mein jugendpolitisches Engagement 1945 – 1974. Erinnerungen, Rostock.